Dienstag, 22. April 2008

iLiKeTrAiNs und Get Well Soon am 15. April 2008 in der Brotfabrik, FFM

- Geht das zusammen? Nein, getrennt.
Zu Buche standen zwei mal gebratene Hähnchenbrust mit Tomatensalat, zwei kleine Radler und zwei große Pils. Die Zeche betrug zusammen, sagen wir mal, € 26,-.
- Das macht dann € 13,-für jeden!
Auf die Frage, ob denn ein großes Pils genauso viel koste wie ein kleines Radler, entgegnete die freundliche Bedienung, sie dachte, wir hätten jeder ein kleines Radler und ein großes Pils getrunken. Trotzdem ist es mit vereinten Rechenkünsten gelungen, den Betrag gemäß des Verzehrs zu berechnen. Wer die Radler und wer die Pils getrunken hat, dürfen Sie sich selbst ausdenken.
Derart gestärkt reihten sich die Herren Kurz und Geyer frohgemut und erwartungsschwanger in die Schlange zum Konzertsaal der Brotfabrik ein. Das Publikum umfasste durchaus auch gesetztere Herrschaften, also außer den bereits erwähnten Herren.
Der Saal war gut gefüllt und wir verweilten im hinteren Teil des Raums. Bald betraten iLiKeTrAiNs die Bühne und brachten uns schnell wieder unter den Boden der Tatsachen. Die fünf sehr jungen Musiker trugen weiße Hemden, schwarze Krawatten und einen Trauerflor am linken Arm. Nachdem die schnell gerissene Gitarrensaite des Sängers und Gitarristen (We`re not used to play, when it`s light outside) wieder ersetzt war ging`s auch los. Mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Keyboard/Flügelhorn füllten iLiKeTrAiNs den Saal mit düsteren Untergangsmelodien. Sie webten einen dunklen Soundteppich über den der Sänger mit tiefer Stimme seine vermutlichen Katastrophenphantasien dem geneigten Publikum entgegensang. Die Texte waren mir leider nicht verständlich. Über eine Leinwand flimmerten derweil schwarzweisse Filme und Bilder. Nichts Erbauendes dabei. Bei den immer wieder eingeblendeten Orten und Daten, bildeten sich Assoziationen, dass an diesen Orten an diesen Tagen Grauenhaftes geschehen sein musste. Eine schier unendliche Namensliste, die, ähnlich einem Filmabspann über die Leinwand lief, gemahnte an eine Opferliste eines Schiffsuntergangs, Flugzeugabsturzes oder Vulkanausbruchs. Dann war`s nach einer Stunde auch schon vorbei. Es gab jede Menge Beifall, auch von uns. Irgendwie herrlich niederschmetternd. „Kunststudentenmusik“, so die treffende Einschätzung des Herrn Kurz. Trotzdem waren wir froh, dass der Konzertablauf nicht umgekehrt war. Mit diesen finsteren Tönen im Ohr, hätte keiner gerne den Heimweg angetreten.
Nach einer Umbaupause, die mit einer weiteren Erfrischung im Hof zugebracht wurde, ging`s dann weiter mit Get Well Soon. Das Outfit war diesmal geprägt von schwarzen Hemden, die fünf Musiker trugen. Nur die Geigerin, Konstantin Groppers Schwester Verena, trug ein Kleid undefinierbarer Farbe. Und er Drummer saß mit einem weissen Hemd und schwarzer Krawatte hinter seinen Trommeln. Allerdings ohne Trauerflor. Konstantin Gropper lobte auch zügig iLiKeTrAiNs. Sie seien stark. Über die Musik von GWS würde ja behauptet, sie sei melancholisch, aber jetzt fühlten sie sich doch eher wie eine „Mallorca Band“. Was sie zum Glück aber nicht waren. Natürlich ist die Musik von GWS melancholisch, nichts für den Dancefloor. Das ist alles streng durchkomponiert und arrangiert; doch nahmen sie sich die Freiheit, hin und wieder mit drei Gitarren allerherrlichsten Krach zu veranstalten. Das vermisst man auf der CD.
Gropper haderte viel mit dem Mixer. Mal war die Stimme zu leise, dann die Gitarre, dann hörte er sich nicht über den Monitor. Irgendwann war aber Alles gut und die Stimme kam klar rüber. Sie spielten sehr professionell ihre elegischen Songs mit den „sprechenden“ Titeln – Rest now, weary head! You will get well soon!, oder We are save inside while they burn down our house!. Hier kam also der Trost, den uns iLiKeTrAiNs verweigert hatten. Das Konzert war sehr abwechslungsreich. Die zwei Gitaristen spielten auch Trompete, der Keyboarder auch mal Akkordeon und dann musste man sogar an Calexico (SG) denken, oder an Element of Crime (JK). Wo wir schon bei Assoziationen sind, Anklänge an Radiohead sind offensichtlich, manchmal auch an Nick Cave. Ein Gast erwähnte Arcade Fire. Auch nicht falsch. Und doch sind GWS eigen und originell. Schön auch der mehrstimmige Gesang. Beeindruckt war ich von der Bühnenpräsenz des Herrn Gropper, der ja mal gerade 24 Jahre alt ist, oder so. Es war ein wunderbares Konzert, rauher als die CD, und wer die Playlist wissen will, schaut mal auf die Trackliste des Albums (das es beim Konzert für schlappe € 13,- zu kaufen gibt). Zwei Songs, die nicht auf der CD enthalten sind, wurden auch dargeboten, und man fragte sich, weshalb sie es nicht geschafft hatten. Ein Coversong gehörte ebenfalls zum Repertoire, nur hat Herr Gropper es leider nicht für nötig gehalten, mitzuteilen, von wem das Original ist und wie es heißt. Mit war der Song unbekannt. Ich bin gespannt, was wir von GWS noch alles erwarten dürfen. Die Giessener dürfen sich aber auf ein schönes Konzert freuen.

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