Der Möpper-Report

Dienstag, 30. September 2008

Reeperbahnfestival HH, 25.–27.09.2008

Der Möpper-Report

Prolog
(möp) Bremen. Das Tagungshotel ist ein Ort der Ruhe, mitten in einem Park, gerade mal 8 Zimmer, französische Küche, sehr nette Angestellte.
Dem Hotel mit dem morbiden Charme einer verfallenden Ära fehlt eigentlich nur noch die 90-jährige Seniorin im Schaukelstuhl und Häkeldecke, von der Sie bei einem guten Glas Rotwein über längst verstorbene Wegbegleiter ihres Lebens alles, wirklich alles erfahren können, als wenn es gestern gewesen wäre.
Im Tagungsbeitrag enthalten ist die kostenlose Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, was Ihnen aber nichts nützt, wenn Sie so weit ab wohnen – es sind 21,00 Euro von der Innenstadt zum Hotel für ein Taxi. Gut angelegtes Geld, wenn man bedenkt, welche Informationen so ein Taxifahrer bereit ist, auch ungefragt für diesen kleinen Beitrag zum Besten zu geben. Falls Sie also demnächst durch Bremen fahren und Ihre Beifahrerin mal so richtig beeindrucken wollen: Kennzeichen aus Bremen, die einen Buchstaben und vier Zahlen haben, kommen aus Bremerhaven.
2500 pädagogisch aus-, fort-, und ein-gebildete Menschen treffen sich zu einer Tagung um über die Zukunft von Werkstätten für behinderte Menschen zu diskutieren.
Meine nähere Zukunft liegt in Hamburg.


plakat1

Freitag
Von Bremen nach Hamburg ist ein Katzensprung. Kaum Unterwegs, schon da, wenn da nicht dieser Stau wäre. Frau Hofmann und Herr Meve melden sich schon ungeduldig, wo ich denn bleibe. Interessanterweise ist der Herr Schumacher der Erste, der mir über den Weg läuft. War wohl doch nicht sooo eilig.
Die Superbude, ein modernes Ikea Hotel mit unbestimmt vielen Zimmern liegt zwischen zwei 4-spurigen Straßen. Die Hochbahn ist auch gut zu hören. Verkehrsgünstig. Nur zur U-Bahn muss man laufen. Dafür gibt’s Internet, Hocker aus Astrakästen (leer) und Möbel aus Europaletten und Hanfseilen. Das Zimmer auf Straßenniveau (von der Höhe, nicht der Einrichtung) ist ausreichend. Das Bad wird mit einer Wärmelampe beheizt. Falls das Geld knapp werden sollte, würde ich später einfach einen Stuhl ans Fenster stellen und bei Rotlicht meine wie auch immer gearteten Dienste anbieten können. Ist ja schließlich Reeperbahnfestival. (Das Zimmer von Herrn Schumacher schien dafür allerdings die passendere Größe zu haben.)
Irgendwann ziehen Frau H., Herr M. und ich los, (Herr Sch. war schon am Vortag da und musste etwas regenerieren – aber das ist seine Geschichte), um die Festivaltickets in All-Inclusive-Armbändchen umzutauschen. Herr Meve hat den Stadtplan, somit ist er für den Weg zuständig. Sie können Herrn Meve auch buchen: „Hamburgs Straßen, die sonst keiner kennt – eine vergnügliche Wanderung durch Hamburg, das sie so nie wieder sehen werden und werden wollen.“ Herr Meve konnte dabei wenigstens keine Kommentare abgeben, da seine Stimme sich einer Erkältung ergeben hatte.

eisessen

Interessanterweise steht urplötzlich Herr Huhnholz vor uns. Den ersten Eindruck, dass der schon den ganzen Tag da steht, musste ich später revidieren, und kann mit Hochachtung nur Herrn H. weiterempfehlen, der mit einer kleinen SAP-Anwendung die Chaostheorie in ein praktisches Instrument verwandelt hat und somit wusste wo und wann der Herr Meve herauskommen würde. Hut ab, ehrlich, der wusste das doch selber nicht.
Frisch ausgestattet mit Armbändchen, das Frau H. gleich wieder abnehmen wollte, weil sie ja irgendwann mal duschen wollte, zogen wir über den Umweg eines Kaffees und Stückchen Kuchens über die Reeperbahn. (Im Cafe Kiez zahlt Ihnen den Bienenstich Frau H., wenn Sie erst essen und danach bezahlen wollen.) Da war dann auch noch dieser schlaksige blonde Musiker mit Koffer und Gitarre auf dem Rücken. Er hatte eine ziemlich überdimensionierte braune Brille auf und sah scheiße aus. Schlimmer wurde es nur noch, als wir Ihn später ohne Gitarre sahen. Der konnte bestimmt gut spielen.
Neben diversen Kunststoffartikeln wie aufblasbaren Männern (und Tieren!) die dort zu erwerben waren, wurden wir – im speziellen Frau H. – von einem freundlichen Herren eingeladen, in einem der Läden eine riesige Gurke zu bewundern.
Wir waren aber ja schon zum Essen verabredet und mussten weiter zum Apostel.

moep_schumi

Merken Sie sich bitte für Ihren nächsten Hamburg-Aufenthalt:
Wenn Sie ein Restaurant um 17.45 Uhr betreten, in dem Sie um 18.00 Uhr reserviert haben und sie dann auch erst zu 4. sind, werden Sie den Hamburger Charme kennenlernen. Wenn es sich dann noch ergeben sollte, dass sie nur 6 werden und für 8 bestellt haben ist es gut, dass das Lokal eine offene Küche hat, und sie den Koch immer im Blick haben können.
Damit Sie jetzt noch durchblicken: Herr Schumacher sowie Herr Zimmermann waren inzwischen auch eingetroffen.
Ich hatte dann keinen Durchblick mehr, da diverse Flimmertiere, Vorboten eines Migräneanfalls, mich dazu zwangen, die gesellige Runde vorzeitig zu verlassen. Nachdem ich mein Essen apostelmäßig geteilt und bezahlt hatte, lies ich mich von einer netten Taxifahrerin zum Hotel fahren – die leider mein All-Inclusive-Armband als Bezahlung nicht akzeptierte.

Irgendwann wurde ich wach, es war taghell, der Kopf war klar und ich erinnerte mich, dass Frau H. um 8.00 Uhr zum Schuhshopping aufbrechen wollte. Voller Tatendrang sprang ich auf, nur um festzustellen, das es gerade mal 1.00 Uhr nachts war. Ich überlegte kurz, ob ich nun den Stuhl ans Fenster stellen sollte, entschied mich dann aber doch anders. Ich hatte ja noch Geld.

Falls Sie also etwas über Musik am ersten Tag erfahren wollten, tja, Pech. Hier nicht.

Samstag
Nach einem ausgiebigen Superfrühstück in der Superbude – Herr Sch. kam wieder mal etwas später und wollte noch seine Ohren desensibilisieren – taten Frau H., Herr Meve und ich, das was man in Hamburg macht: eine Hafenrundfahrt. Vielleicht sollte ich kurz vorwegschicken, dass der Herr Meve wieder den Stadtplan hatte, Herr Huhnholz nicht in der Nähe und ich deshalb froh war, überhaupt Wasser zu finden.
Der Barkassenkapitän lud uns zu einer einstündigen Hafenrundfahrt mit Speicherstadt auf sein Schiff ein, dessen Zustand Gott sein dank nicht so schlecht war, wie seine Witze. Nach mehreren Versuchen von Frau H. über Bord zu gehen um dem Elend zu entkommen revanchierte sich der Kapitän mit einem lauten Tuten, das er immer machen muss, wenn besonders hübsche Frauen an Bord sind. Damit hatte er Frau H. für sich gewonnen. Die Hochzeit an Bord konnte so gerade noch verhindert werden. Ich hatte schließlich ein All-Inclusive-Festivalbändchen und noch nix davon gehabt. Wir mussten weiter. Über den Umweg eines vietnamesischen Imbisses, dessen Mitarbeiter von Frau H. gerne zum Kochen und Waschen nach Hause mitgenommen worden wäre (die Seelenverwandtschaft zu schmaläugigen Menschen macht sich bei ihr auch durch intensiven Gebrauch der neuen Digitalkamera bemerkbar – da wurde wirklich alles fotografiert: Treppengeländer, Straßenlaternen, Parkbänke, Stromverteiler usw.) ließen wir uns noch auf den Michel fahren, um dort festzustellen, dass man bei Nebeldunst nichts sieht.
Um 17.00 Uhr waren wir im O Farol zum Essen verabredet. Die Herren Zimmermann, Ebner, Astheimer, Schumacher, Huhnholz sowie die Gruppenmutter Frau Hofmann nahmen mit Erstaunen zur Kenntnis, dass ich Essen nicht nur selber bestellen, sondern auch verzehren kann.
Derart gestärkt ging’s zur Musik. Wie durch Zufall hatte jemand dem Meve die Karte abgenommen. So kamen wir auch zeitig an.

Die große Freiheit 36, ein rustikaler Schuppen in direkter Nachbarschaft des Dollhouse, war unser erstes Domizil. Was soll ich sagen. Die Frauen hatten an der Bar mehr an als nebenan und konnten mit dem Zapfahn wahrscheinlich genauso schlecht umgehen wie mit einer Tablebar-Tanzstange. Das Bier war echte Fassplörre. Hieß Astra glaub ich.
Es begann Tahiti 80, englisch singende Franzosen. Dafür war’s ganz gut. Der Gitarrist wusste noch nicht, ob er den Sänger von Coldplay oder Pierre Richard imitieren wollte und der Bassist erinnerte mich irgendwie an einen geschrumpften Bud Spencer.
Derweil tauchte auch Herr Hörwerft-Schmidt nebst Anhang bei uns auf.

schmidt_uli

TV On The Radio ließen sich erst Zeit und drehten dann richtig auf. Deren Gitarrist tarnte sein Instrument mit einem esoterischen Tür-Glockenspiel, was ihn aber nicht zu beruhigen schien, da er doch häufiger mit einer Art Kinderrassel auf seine Gitarre einschlug. Der Bassist würdigte uns keines Blickes und spielte in seiner Ecke mit dem Rücken zum Publikum. Entweder er wollte in Ruhe mal eine rauchen oder war beleidigt. Der Sänger hatte so eine Batterie von elektrischen Spielzeugen dabei, wobei ich nicht herausfinden konnte, ob die nun seine Stimme verzerren, oder nur seine Infusionsmenge regulieren.
Die Lemonheads erfreuten uns dann zu dritt mit ab und zu drogenverwaschenen Textlücken aber ich fand’s gut. Der ein oder andere der Gruppe nicht und ging schon mal weiter.

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In Angie’s Nightclub lauschten wir kurz einer jungen Frau namens Nina Kinert. Falls sie demnächst berühmt sein sollte, können Sie sagen: Ich hab Sie schon vorher gekannt. Ich glaub nicht, dass es dazu kommt.

guido_ute

Im D-Club trafen wir den Rest der Meute wieder und lauschten noch den Klängen von Nada Surf. Gefälliges Gitarrengeschremmel. Der Bassist saß wild paffend mit Dreadlocks, Krawatte und offenem Hemd an der Bühnenseite und machte auf wildgewordenen Lehrersohn. Herrn Zimmermann konnte ich nicht so schnell vermitteln, weshalb ich gerne mal mit dem Jungen ein sozialpädagogisches Gespräch führen würde. Deshalb ist er (Herr Zimmerman) ja auch was anderes. Jeder Pädagoge hätte an so einem Möchtegernandersseinverzogenenrotzlöffel seine Freude.
Der Abend endete mit eine kurzen U-Bahn Fahrt und einem längeren Spaziergang, weil irgendjemand dem Meve wieder die Karte zum Ausgang der U-Bahn gegeben hatte.

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Sonntag
Zum Abschiedsfrühstück trafen wir uns um 10.00 Uhr im Cafe Gnosa. Hier bekommt das „Herrengedeck“ seine wahre Bedeutung. Es war richtig gut. Herr Schumacher brachte die Wichtelgeschenke mit und Herr Zimmermann seinen grünen „Christoph, frag doch mal die Maus Pullover“. Nachdem Frau Hofmann mir mehrfach zu verstehen gab, ich sollte dann mal gehen, wollte ich es mir natürlich nicht mit ihr verderben und machte mich auf den Heimweg.
Zurück in die Zukunft.

Danksagung
Ich danke allen Beteiligten für ein unvergessliches Wochenende eines noch 39-Jährigen. Insbesondere Frau Hofmann und Herrn Meve für das Sightseeing, Herrn Huhnholz, dass er wusste wo es lang geht, Herrn Zimmermann für die Tischreservierungen, Herrn Astheimer und Herrn Schmidt für das Mithören der Lemonheads und Herrn Schumacher, der dringend ein neues Telefon braucht, keine Cola trinken sollte und mit Cora Schumacher verwandt ist. Bestimmt.

Danke für alles.

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